Stadtgärtnern mit Hintergedanken

Urbane Permakultur – Stadtgärtnern mit Hintergedanken

 

Though the problems of the world are increasingly complex, the solutions remain embarrassingly simple.

Bill Mollison

All the worlds problems can be solved in a garden.

Geoff Lawton

 

Ein Permakulturgarten ist ein Nutzgarten aus meist mehrjährigen Pflanzen, die möglichst vorteilhaft miteinander und häufig auch mit Nutztieren kombiniert werden. Und das Ganze ruht auf einem ethischen Fundament: Earth Care, People Care, Fair Share, so haben Bill Mollison und David Holmgren, die Begründer der Permakultur, es proklamiert: Sorge für die Erde, Sorge für den Menschen, Gerechtes Teilen.

 

Was haben nun diese Grundsätze mit Gartenarbeit zu tun, wie das dazu beitragen, in einem Garten die Probleme der Welt zu lösen? Und vor allem, wie soll diese eher für ländliche Gegenden entwickelte Philosophie in der Stadt funktionieren?

Städte sind zum größten Teil asphaltiert und grau – dreckig und voll mit Gebäuden, Straßen, Bahngleisen, U-Bahnschächten und Menschen, wo soll da Platz für Nutzgärten sein? Doch es gibt auch Vorgärten und Hinterhöfe, Parks und Spielplätze und im Daneben und Dazwischen gibt es Grünflächen mit so schönen verwaltungstechnischen Namen wie „Baumscheibe“ oder „Straßenbegleitgrün“. Und dazu kommen noch die Dächer und die Wände der Gebäude. Alles zusammen eine Menge an Flächen, die schon bepflanzt sind, oder die noch begrünt werden können. Sogar in den Gebäuden kann es weitergehen mit Window-Farms, Kompostkisten und Pilzzucht.

Und wenn man genau hinschaut, sieht man es schon wachsen. Pflanzen erobern Räume zurück, wachsen aus den kleinsten Ritzen, sogar auf Gebäuden. Urbane Permakultur versucht nun, mit dieser spontanen Vegetation gewissermaßen zusammenzuarbeiten, ihr neue Räume zu eröffnen, und sie um für uns nützliche Pflanzen zu ergänzen. Das Ziel ist es, die vielen Möglichkeiten, Materialien und speziellen Umweltbedingungen der Städte zu erkennen und sie zu nutzen, um karge, oder asphaltierte Flächen zu Lebensräumen mit Erntemöglichkeit zu machen, um die Grundbedürfnisse von Menschen und anderen Lebewesen zu befriedigen und die drei Leitsätze zu erfüllen. Wie das geht, zeigen die folgenden Beispiele.

 

Asphalt, Ränder und Höfe

 

Die Hayes Valley Farm in San Francisco hat eine ehemalige Freeway-Auffahrt zu einer städtischen Farm gemacht. Hochbeete mit Gemüse, Obstbäume in Mörtelkübeln, ein mit recycelten Betonbrocken – Urbanite genannt – ausgekleideter Bachlauf, der bei Regen das Wasser auf dem Gelände verteilt. Und alles wächst auf dem Asphalt, der mit Pappe, Holzschnitzeln und Kompost – Materialien, die die städtische Müllabfuhr geliefert hat – bedeckt wurde. Nachschub an Küchenabfällen zum Kompostieren kam einmal pro Woche in 5 Schubkarren aus der Großküche des nahegelegenen buddhistischen Zentrums. Durch das Aufschichten von organischem Abfall und Altpapier auf einer Straße mitten in der Stadt ist hier ein Gemüse produzierendes Refugium entstanden, auf dem sich neben den Bienen und Hühnern der urbanen Farmer auch zahlreiche Wildvögel einfanden.

 

Die unbeachteten Randstreifen hingegen haben es Alex Smith, dem Gründer der Müslifirma Alara, angetan. Mitten in London, in einem Gewerbegebiet nahe beim Bahnhof Kings Cross, hat er die schmalen Streifen um seine Produktionshalle herum in einen erstaunlichen Garten verwandelt. Es gibt einen Mini-Weinberg, eine Obstbaumwiese sowie einen Gemeinschaftsgarten. Ein Randstreifen ist mit einer fast unglaublichen Vielfalt an Obstbäumen, -sträuchern und essbaren Stauden bepflanzt. Stickstoff aus der Luft bindende Gehölze stehen als Düngerlieferanten neben Beerensträuchern, die Hecke ist gleichzeitig Plantage, sie soll in einigen Jahren das Holz für die dann benötigten Zaunpfähle liefern. Bewässert wird mit dem Regenwasser vom benachbarten Dach, das mithilfe der Schwerkraft im leicht abfallenden Gelände verteilt wird.

 

Noch einen Schritt weiter geht das Café Botanico in Berlin. Aus dem – auch hier hauptsächlich mit Mehrjährigen bepflanzten – Permakulturgarten im Hinterhof kommt unter anderem der Wildkräutersalat direkt im Vorderhaus auf den Cafétisch. Das Prinzip ist, was gerade reif ist, kommt auf die Speise- karte. Zudem stehen mehrere Bienenvölker im Garten, deren Honig ebenfalls im Café verkauft wird. Durch die Direktvermarktung ohne Foodmiles wird hier zusätzlich zum Kompostkreislauf ein wirtschaftlicher Kreislauf geschlossen. Das ist etwas, was in der Stadt aufgrund der vielen Menschen, die auf engem Raum leben, besonders ist und besser funktioniert als auf dem Land.

An diesen Beispielen zeigen sich schon einige Gestaltungsprinzipien urbaner Permakulturgärten: Es werden nützliche Verbindungen innerhalb des Gartens und vom Garten nach außen geknüpft, man versucht, Erträge zu erzielen und dabei energieeffizient vorzugehen, zum Beispiel durch Multifunktionalität und die geschickte Anordnung von Elementen. Die Nutzung von sonst als Abfall angesehenen Ressourcen ist der Natur abgeschaut: in Ökosystemen gibt es keinen Müll, alles was ein Lebewesen zurücklässt, wird von anderen gefressen oder anders genutzt. Statt sich für die Gestaltungen qualitativ hochwertige Grundstücke herauszupicken, werden häufig vernachlässigte oder bebaute Flächen regeneriert.

 

Typisch für die Permakultur ist noch der besondere Schwerpunkt auf dem Gärtnern mit mehrjährigen Pflanzen, nicht nur beim Obst, sondern auch im Gemüsegarten. Hier macht man sich das dauerhafte oder wiederkehrende Wachstum und die Überwinterungsfähigkeit bestimmter Pflanzen zunutze, um Aufwand zu sparen: Denn, einmal etabliert – ist zum Beispiel der Gemüseampfer (der ähnlich wie Spinat oder Mangold verwendet wird), durch seine tief gehenden und weitverzweigten Wurzeln weniger empfindlich gegen Trockenheit, Schnecken oder Blattläuse, als aus Saat neu gezogene Gemüse- pflanzen. Und: er ist schon da, man muss also ab dem 2. Jahr für die Ernte kein Beet vorbereiten. Wie im klassischen Biogarten werden keine Pestizide, Kunstdünger und Torf eingesetzt. Pflanzenkrankheiten und mitessenden Insekten versucht man durch Mischkultur, Fruchtwechsel und biologische Pflanzenstärkungsmittel wie Brennessel-, Schachtelhalm-, oder Beinwelljauche beizukommen und gedüngt wird mit Kompost. Neben den direkten Nutz- pflanzen werden auch Blütenpflanzen und Teiche sowie Holz- oder Steinhaufen als Lebensräume für Nützlinge mit einbezogen – es wird also das Öko- system insgesamt bereichert.

 

Und in einem Garten, der als essbare Landschaft gestaltet ist, gerät die Pflege häufig schon zur Ernte. Schneide ich z.B. eine Salbeistaude zurück, habe ich keinen Grünschnitt, den ich entsorgen muss, sondern zunächst noch einen Strauß Kräuter, die erst nach dem Genuss eines gesunden und leckeren Tees auf den Kompost kommen. Durch die Auswahl einer essbaren Pflanze wird also die Nutzung intensiviert, indem eine weitere Schleife eingebaut wird, in der Wert entsteht, wo vorher nur Entsorgungsaufwand war. Dieses Prinzip mag auf den ersten Blick banal wirken, es hat aber großes Potenzial, Energie zu sparen. wiederum Nahrung für Vögel (oder auch Amphibien und Reptilien sind) – es wird also das Ökosystem insgesamt bereichert.

 

Im Normalfall sind allerdings die städtischen Grünflächen weder besonders naturnah gestaltet noch auf Nützlichkeit für den Menschen optimiert, sondern eher auf „immergrün“ und „möglichst wenig Arbeit“, soweit es öffentliche Flächen sind und im Privaten häufig nach dem altbewährten Muster „Rasen- Rosen-Koniferen“, wobei diese zunehmend durch Kirschlorbeer ersetzt werden. Aus permakulturellem Blickwinkel sind das nahezu grüne Wüsten, also genau das Gegenteil von dem, was man erreichen will. Ernte? Fehlanzeige! Rasen muss gemäht, gepflegt und gedüngt werden, das bedeutet Arbeitsaufwand und Energieverbrauch für rein dekorative Zwecke.

 

Dafür muss man umdenken, die Grünflächen nicht als lästige, potenziell unordentlich aussehende Randstreifen sehen, die man auch noch pflegen muss, was ja Geld kostet, sondern jede Grünfläche oder sogar jede freie Fläche, wenn man Wände und Dächer mit einbezieht, als Gelegenheit zu einer Ernte zu sehen. Wenn man in diese Richtung umgedacht hat, sieht man die Stadt wirklich mit anderen Augen: Verglaste Bürofassaden – wunderbare Gewächshäuser, die Verkehrsinsel – eine Blumenwiese, die geschützte Süd- wand eines Hochhauses – Weinanbaugebiet? Wenn man es so sieht, dann ist die Stadt auf einmal voll mit Pflanzgelegenheiten, die auffälligste davon sind vielleicht die Dächer.

 

Dächer und Balkone

 

Sofern sie windgeschützt sind, bieten Dächer oft ideale Wachstumsbedingungen, denn sie sind eher sonnig und in Städten herrscht generell ein milde- res Mikroklima, da die steinernen Oberflächen Wärme speichern. Zusätzlich bietet die Gebäudetechnik Potenzial für sinnvolle Kombinationen: die warme Abluft von Kühlaggregaten kann zum Beheizen von Gewächshäusern oder das Tropfwasser von Klimaanlagen zum Bewässern verwendet werden. So wird das Gebäude selbst zur Ressource für den auf ihm wachsenden Garten.

Ein Forscherteam der Universität Bologna sieht große Möglichkeiten für das Dachgärtnern: Es kommt zu der Prognose, dass es in Bologna, wenn alle dafür geeigneten Dachflächen genutzt würden, möglich wäre, 77 % des Gemüsebedarfs ihrer Bewohner zu decken. Dabei würden außerdem 624 t CO2 pro Jahr gebunden und weitere Energieeinsparungen würden sich durch kürzere Transportwege ergeben. Und – sofern die Dachgärten nach biologischen Prinzipien bewirtschaftet werden – entsteht dabei noch ein Ökosystem.

 

Und die Ideen beschränken sich nicht auf Gemüse: Eine Berliner Firma bietet Aquaponic-Systeme an und zeigt den Erfolg in einer Musterfarm auf einem Dach in Schöneberg. Hier werden Tomaten und Salate angebaut und Fische gezüchtet. Dabei werden das Wasser aus den Fischzuchtbecken für die Be- wässerung der Pflanzen und die Fischausscheidungen als Dünger verwendet.

Bei der Rooftop-Farm, die beim Bau eines Krankenhauses in Singapur mit eingeplant wurde, kommen noch zusätzliche nützliche Aspekte dazu. Im tropischen Klima bewirkt die Bepflanzung zusätzlich zu dem Nutzen des frischen Gemüses für die Patienten eine deutliche Kühlung des Gebäudes, und spart dadurch Energie für Klimaanlagen; zudem schafft der Dachgarten in dem kleinen, dicht bebauten Insel- und Stadtstaat eine wohltuende und heilsame Umgebung.

 

Aber man kann auch ganz klein und bei sich zuhause anfangen. Auf meinem Balkon – eigentlich ist es nur eine 30 cm breite Fensterbank mit Geländer, insgesamt hat sie einen Quadratmeter Grundfläche – baue ich in kleinem Maßstab Obst und Gemüse an. In einem alten Mülleimer steht eine Säulen- brombeere, daneben in einem Blumenerdesack eine Zucchinipflanze und ein Kartoffelturm im (aufgestockten) Blumentopf. Dann gibt es noch Strauchto- maten, Hokkaidokürbis und in Blumenkästen und -töpfen Salat, Mangold, Grünkohl einige Kräuter und essbare Blütenpflanzen wie Borretsch und Ka- puzinerkresse. Die Erde besteht aus in einer Wurmkiste selbst produziertem Kompost gemischt mit ausgelaugter Blumenerde.

 

Seitdem es blüht, sind immer einige Hummeln, Schwebfliegen und Bienen da und im Sommer hat sogar eine Amsel unter dem Schutz der Zucchiniblätter ihr Nest gebaut und dort ihre Brut aufgezogen. Außerdem gab es 2,5 kg Zucchini, 1-2 kg Tomaten, zwei Kürbisse, 500 g Brombeeren sowie Kräuter Kartoffeln, Mangold und Salat zu ernten – und das im ersten Jahr. Sogar ein winziger Balkon kann also zu einer Oase werden, die nicht nur Tieren Lebensraum und Nahrung bietet, sondern auch eine für die kleine Fläche beachtliche Ernte.

 

Das zeigt, wie vielfältig und ergiebig auch kleine Räume bepflanzt werden können, und wie schnell eine Vernetzung mit dem umgebenden Ökosystem beginnt. Beim Blick auf restliche die Fassade des Hauses, sehe ich jedoch nur Stein und Glas. Auf einigen anderen Balkonen hängen noch 1-2 Blumenkäs- ten, meist verwaist. Mein Balkon ist eindeutig der grünste des ganzen Ge- bäudes. Stellt man sich nun vor, alle Balkone wären ähnlich begrünt, wäre es schon fast paradiesisch. Am besten wären sie über die Fallrohre automatisch bewässert. Zu jeder Wohnung könnte ein Spindelobstbaum mit vermietet werden und einige Pflanzsäcke mit Erde. Und dann gäbe es natürlich noch eine Kompostieranlage im Keller zur Verarbeitung der im Haus anfallenden Grünabfälle. Aber nun fange ich an, herumzuträumen... aber, schön wäre es und nicht mal allzu kompliziert umzusetzen.

 

Neben guter Erde ist für den Erfolg eines Kübelgartens Wasser ein weiterer wesentlicher Faktor. Wer keinen Zugang zu Regenwasser hat, kann andere Lösungen finden. Ich habe beobachtet, dass oft kein Spülmittel, Salz oder sonstiges, Pflanzen Abträgliches ins Wasser gerät, wie beim Gemüsewaschen oder beim Ausspülen des Espressokochers. Genau betrachtet ist das meiste Wasser, das in der Küche anfällt, als Gießwasser geeignet. Daher fange ich nun dieses Wasser mit einer Schüssel auf und gieße damit.

 

Wenn noch Krümel, Kaffeesatz oder Teeblätter dabei sind, umso besser:  Die fungieren gleich als Dünger. Das Wasser, das aufwendig in einer Kläranlage gereinigt und mit Energie durch Rohre in den 7. Stock gepumpt wurde, läuft so nicht nach einmaliger Verwen- dung den Abfluss wieder hinunter und wieder durch ein Rohrsystem zurück zur Kläranlage, sondern es bleibt im Balkongarten, wo es die essbaren Pflanzen einerseits wachsen lässt, andererseits von ihnen verdunstet wird, was die Luft verbessert, also ein weniger trockenes Mikroklima erzeugt. Das Restwasser aus dem Prozess der Küchenarbeit wird für den Prozess des Gärtnerns auf dem Balkon verwendet. Anstatt also das eine Wasser als Abfall zu entsorgen und die Gießkanne mit frischem Wasser, extra für die Pflanzen heraufgepumpt zu füllen, sind diese beiden Prozesse nun integriert und so miteinander verbunden, dass der Abfall des einen die Nahrung des anderen wird.

Der beschränkte Platz kann durch vertikales Lösungen optimal ausgenutzt werden, mit Rankpflanzen, Blumenampeln, Kartoffeltürmen, an der Wand befestigten Pflanzkästen oder freistehenden Gestellen. Seitdem das Nutzgärtnern auf dem Balkon zu einem Trend geworden ist, gibt es auch jedes Jahr neue Beerensträucher, Spindelobstbäume und Gemüsepflanzen, die sich besonders gut für den Anbau in Kisten oder Kübeln eignen.

 

Klar, vom Balkon wird man sich nicht ernähren können, dennoch ist es eine wertvolle Erfahrung, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und durch das Kompostieren mit der Wurmkiste, das Pflanzen im selbst erzeugten Kompost und die natürlich Ernte, einen Kreislauf zu etablieren. Einerseits kann man diese Fähigkeiten auch auf größeren Flächen anwenden, andererseits ist es auch im kleinen Maßstab gut, sich selbst als anbauenden Menschen zu erleben. Unser Wort Kultur geht zurück auf cultivare – Land bearbeiten. Wir gehen damit also an die Grundlage unserer Zivilisation und agieren gewissermaßen radikal kulturell, wenn wir die moderne Arbeitsteilung und den Konsum für den Moment beiseite lassen und selbst die Schaufel in die Hand nehmen. Denn wenn wir uns mit natürlichen Kreisläufen verbinden, vernetzt und integriert agieren – so trivial und alltäglich die einzelnen Handlungen auch sein mögen – ist das eine fundamentale Ent-Entfremdung.

 

Vernetzung -‐ mehr als „nur in der Erde buddeln“

 

In der englischen Kleinstadt Todmorden und beim Kulturenergiebunker-Projekt in Hamburg geht es nicht nur darum, auf freien oder neu eroberten Flächen zu Gärtnern, sondern auch darum, Gemeinschaft aufzubauen und spezielle Gelegenheiten in der Stadt produktiv zu nutzen. Beide zeigen, wie man erfolgreich bottom up, also von unten, Impulse für eine ganze Kommune geben und tatsächliche Veränderungen bewirken kann.

Die Initiative „Incredible Edible Todmorden“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Stadt „essbar“ zu machen. Das heißt: möglichst alle öffentlichen Grün- und Freiflächen sollen mit essbaren Pflanzen bestückt werden und möglichst viele private Gärten ebenfalls. Alles, was auf den öffentlichen Flächen wächst, steht allen Bewohnern und Besuchern der Stadt zur Ernte zur Verfügung. Hier sind die Sorge für den Menschen und das gerechte Teilen umgesetzt, zusammen werden Dinge bewerkstelligt, die einen spürbaren Effekt auf das Leben in Todmorden haben. So ist die Kriminalitätsrate der Kleinstadt um 12% gesunken, seitdem die Bürgerbewegung aktiv ist.

 

Das zentrale Anliegen des Kulturenergiebunker-Projekts ist der Umbau eines Hochbunkers aus dem Zweiten Weltkrieg in ein Wärmekraftwerk, das Holzabfälle aus den umliegenden Parks verarbeiten und direkt in die vorbeiführende Fernwärmeleitung einspeisen soll, um Haushalte im Stadtteil zu ver- sorgen – Nahwärme statt Fernwärme ist hier das Motto. Der Erlös aus dem Wärmeverkauf soll eine kulturelle Nutzung im restlichen Bunkergebäude finanzieren. Angedacht sind unter anderem Proberäume für Musiker, eine Filmwerkstatt und ein Ausstellungsraum. Hier wird ein anderes Grundbedürfnis als das nach Nahrung adressiert, und für die Wärmeversorgung wer- den die städtischen Grünanlagen zum erweiterten Garten. Neben diesem langfristigen Ziel der Stadtentwicklung von unten hat der Verein am Bunker einen Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten, Lehmofen, Komposttoilette und Bienenstöcken aufgebaut, indem regelmäßig gemeinsam gebacken und gegärtnert wird und andere Veranstaltungen stattfinden.

 

Auch eine spannende Vernetzung: Mittlerweile gibt es schon mehrere Firmen, die Kaffeesatz in Cafés einsammeln und als Substrat für die Pilzzucht verwenden. Hier wird Abfall zur Grundlage eines neuen Produkts, geht in der Stadt aufgrund höherer Bevölkerungsdichte. Die urbanen Lebensgewohnheiten liefern einen Rohstoff für Erträge.

Für Produkte, die mehr Fläche brauchen, werden in Form der Solidarischen Landwirtschaft Netzwerke zu Bauern im Umland geknüpft. Davon profitieren die Landwirte durch größere Planungssicherheit und Unabhängigkeit vom Marktverkauf.

 

Ausblick

 

So verschieden die vorgestellten Projekte sind, die dahinterliegende Philosophie haben sie gemeinsam. Sie wollen Alternativen zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen schaffen, Naturzerstörung und Klimawandel nicht einfach passiv geschehen lassen, sondern sie versuchen, Veränderungen hin

zu einem gesünderen, selbstbestimmten, umweltgerechteren und sozialerem Leben in einer lebenswerten Stadt zu erreichen, und die Menschen dahinter nehmen dafür Hacke und Schaufel in die Hand.

 

Weltweit leben immer mehr Menschen in Städten, seit 2008 erstmals der größere Teil der Weltbevölkerung, deshalb ist es wichtig, gerade in den Städten anzusetzen, die – wie man an dieser kleinen Auswahl von urbanen Permakulturprojekten sehen kann – ein großes Potenzial haben, um soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen.

 

An diesem Punkt setzt auch die Transition-Town-Bewegung an, deren Protagonisten sich und ihre Kommunen auf das „Zeitalter nach dem billigen Öl“ vorbereiten wollen. Sie wollen den Übergang hin zu einer Kultur, die wieder mit weniger Energie auskommt und lokale Ressourchen nutzt, bewusst gestalten. Statt ein Vokabular von Schrumpfen und Verzicht zu verwenden, geht es ihnen um Wachstum, aber eben nicht das der üblichen ökonomischen Kennzahlen, sondern um das Wachsen von Gemeinschaft und produktiven Ökosystemen und lokaler Ökonomie.

 

Aber auch ganz unabhängig von Szenarien des durch Ressourcenknappheit erzwungenen Wandels ist die auf Nahrungsmittelerzeugung und Energieautarkie optimierte Stadt inspirierend für die Planung und Gestaltung von lebenswerten Städten. Denn eine Stadt, in der – nach ökologischen Prinzipien - angebaut wird, wäre eine lebenswerte, naturnähere Stadt, in der weniger Lebensmittel, Materialien und Müll in LKWs durch die Gegend gefahren werden müssen, da der nächste Gemüsegarten mit Komposthaufen zu Fuß erreichbar ist. Ansonsten können vermehrt Elektromobile fahren, sodass die Abgas- und Lärmbelastung drastisch vermindert wird. Die vielen kleinen dezentralen Produktionsstätten und Projekte führen wieder zu größerer Selbstbestimmung und Selbstgestaltung der Städte durch ihre Bewohner und letztlich auch zu mehr sozialer Gerechtigkeit hier und in anderen Teilen der Welt, die wir beeinflussen können.

 

Wie Bill Mollison es sagt: wir müssen vom letztlich den Produktionsbedingungen gegenüber ignoranten Konsumenten wieder selbst zum Produzenten der für uns lebensnotwendigen Güter werden. Die geschilderten Beispiele für Baustei- ne und Kreisläufe, die in ihrer kleinsten Form sogar in einer Stadtwohnung mit winzigem Balkon umsetzbar sind, könnten beeindruckende Effekte haben, wenn sie von vielen Menschen übernommen würden. Das würde natürlich große Umgestaltungen in der Infrastruktur erfordern, eine große Herausforde- rung, allerdings denke ich, dass die technische Umsetzung dabei das geringe- re Problem wäre...

Ich stelle mir die Permakultur, also die Re-Integration von der Erzeugung von Gütern, die wir wirklich brauchen, in unsere arbeitsteilige Kultur als eine

neue große, system- und kulturübergreifende Vision für alle Menschen vor: So wie früher der Wettstreit des kommunistischen und des kapitalistischen Systems dazu angespornt hat, Menschen auf den Mond zu bringen, könnten jetzt Staaten, Unternehmen und Kulturinstitutionen darin konkurrieren, wie am geschicktesten Energie gespart und am besten moderne Weltwunder wie hängende Gärten in Großstädten gebaut werden könnten. 

Regenwasser gehört nicht in die Kanalisation

Das Wesentliche an der Permakultur erscheint mir ein veränderter Blick zu sein, z.B. auf unsere Umgebung, und zwar einer, der Ressourcen sieht und Möglichkeiten für förderliche Verbindungen. Mir selbst ging es nach meinem ersten Permakultur-Design-Kurs so, dass ich den Garten meiner Mutter, den ich schon seit einigen Jahren mitgestaltet hatte, noch einmal ganz anders sah. Ein Motto, das wir auf dem Kurs wie ein Mantra wiederholt hatten, war: „Catch and Store energy“ – Das heißt, wenn wir ein Gelände permakulturell gestalten, versuchen wir, alle Ressourcen, die von alleine auf das Grundstück kommen, dort zu halten und sie nicht ungenutzt zu lassen. Anknüpfend daran fiel mir auf, dass wir sehr viel Wasser verschenkten: Es gab zwar schon immer drei Regentonnen, eine am Carport und zwei hinten im Garten, aber im Vorgarten verschwand das Wasser, das auf der größeren Dachfläche des Hauses aufkam, noch ungenutzt in der Kanalisation.

Ich warf eine kleine Zeichnung aufs Papier, wie man diesem Missstand beheben könnte, und tatsächlich war meine Mutter von der Idee so angetan, dass sie einen befreundeten Landschaftsgärtner beauftragte, sie umzusetzen. Nun ist das Fallrohr angezapft und das Wasser fließt in zwei Mörtelkübel und danach noch in einen Miniteich auf der anderen Seite des Weges.

Gut, die Mörtelkübel sind noch nicht die schönste Lösung, 

die ich mir vorstellen kann (auch weil in den Kübeln jeweils eine Holzlatte lehnen muss, damit sich hineingefallene Tiere retten können), aber: „Slow and small solutions“ ist auch ein Permakultur-Prinzip, und es steht dafür, mit dem anzufangen, was erreichbar ist, und die Lösungen dann zu verbessern. Und selbst in dieser simplen – und kostengünstigen – Ausführung  hat die Anlage schon viele Vorteile:

 

  • man kann essbare Wasserpflanzen in Hängekörben am Kübelrand anbauen, z.B. Brunnenkresse (neue Anbaufläche für Pflanzen, für die es vorher keinen Ort gab);
  • in den Mörtelkübeln kann man gut die Gießkanne füllen, statt durch den Carport zur Regentonne laufen, um im Vorgarten zu gießen (Aufwand verringern, dadurch Energie sparen durch geschickte Anordnung der Elemente);
  • der kleine flache Teich wird von Vögeln als Tränke und Badegelegenheit genutzt, auch Insekten, z.B. Bienen kommen zum Trinken (die eigene Umbgebung auch im Gedanken an andere Lebewesen gestalte)
  • Außerdem nutzen Insekten den kleinen Teich auch als Lebensraum: Insektenlarven z.B. von Libellen oder, nicht so populär, aber auch wichtig: Mücken leben im Wasser (es gab übrigens aufgrund des Miniteiches noch keine Mückenplage, und wir sollten nicht vergessen, dass Mücken auch Nahrung für Singvögel oder Schwalben sind);
  • über die Wasserflächen verdunstet Wasser in die Luft, das bedeutet: Kühlung und Luftbefeuchtung. Das ist gerade in Städten sehr wichtig, da das Stadtklima durch die vielen versiegelten Flächen sehr trocken und wärmer als das der weniger überbauten Umgebung ist.

 

Gut, ein kleiner Mini-Teich macht da noch nicht so besonders viel aus, aber hier geht es um das Prinzip, dass schon kleine Veränderungen vielfältige positive Effekte haben können. 

Zusätzlich zu dieser „Wasser-Befreiung“ habe ich angeregt, den Garten der vorher als naturnaher Bio-Garten angelegt war, in eine essbare Landschaft zu verwandeln. Seitdem sind auf dem ca. 200 m2 großen Grundstück  ein Apfelspalier und ein Apfelbaum in Spindelform, 1 Kirschbaum, 2 Weinstöcke, 4 Blaubeer-, 2 Himbeer- und noch je 2 Johannisbeer- und Stachelbeersträucher hinzugekommen. Nun wird der Platz knapp, also werden in den nächsten Jahren eher kleinere Stauden und essbare Bodendecker hinzukommen. 

Bei dieser Idee bestand die neue Sicht, die ich durch den PDK bekommen hatte, darin, dass ein naturnaher Garten auch dem Menschen einen direkten Nutzen in Form einer Ernte bringen kann. Das ist der Mitwelt-Gedanke einmal aus der anderen Perspektive: Um der Natur etwas Gutes zu tun, müssen wir selbst nicht unbedingt altruistisch sein und verzichten, sondern eine Synthese ist möglich.  

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Offshoots, Burnley

Das Projekt Offshoots ist ein Permakultur-Garten und -Bildungszentrum, das seit 1998 im Küchengarten von Townley Hall aufgebaut wird. Das ehemalige Herrenhaus wurde von den Besitzern an die Stadt verkauft, jetzt ist das Haus ein Museum mit öffentlichem Park drumherum. Der von Mauern umgebene Küchengarten (walled garden) versorgte früher die Bewohner mit Gemüse, wurde vom Grünflächenamt der Stadt für einige Jahre als Lager genutzt, war dann ungenutzt und verwildert.

Einige Freiwillige entwickelten einen Plan, diesen Garten nach Permakultur-Prinzipien wieder in einen produktiven Nutzgarten umzuwandeln. Nach 5 Jahren ehrenamtlicher Arbeit wurde klar, dass sich das Projekt nur mit bezahlten Arbeitskräften weiter entwickeln kann, daraufhin begann eine Kooperation mit dem gemeinnützigen Unternehmen Groundwork (community interest company, eventuelle Gewinne gehen wieder in gemeinnützige Projekte), ohne dass Offshoots die inhaltliche Eigenständigkeit aufgab.

 

Design des Geländes

 

Da Burnley nach dem Zusammenbruch der englischen Textilindustrie in den 1950er Jahren eine hohe Arbeitslosenrate hatte, war der soziale Aspekt von Beginn an zentral und es war der Projektgruppe wichtig zu zeigen, dass Permakultur die Möglichkeit bietet, ein Einkommen zu erwirtschaften.

Die grundlegende Idee für das Gelände-Design war, es nach dem Muster eines Selbstversorgergartens aufzubauen: Jemand soll hier leben können und sich mit allem Nötigen versorgen, ohne den Garten zu verlassen.

Das Seminargebäude ist in diesem Plan das „Wohnhaus“ mit dem Werkzeug der Zonierung sind die anderen Elemente in Bezug darauf angeordnet.

 

Die Elemente

 

• Haus in Öko-Bauweise, mit Holzofen beheizt, passive Ausnutzung der Sonnenenergie durch große Südfenster, Grasdach,

• Kompostklos auf dem Gelände,

• Pflanzenkläranlage für Grauwasser,

• Teich und Insektenhotel für Wildtiere,

• verschiedene Hoch- und Flachbeete draußen und in zwei Polytunneln,

• Obstbäume und Büsche im Waldgarten, Spaliere und Pilzstämme.

• Zur Stromerzeugung gibt es Solarpanele und Windturbine.

 

Zusätzlich zum Garten gibt es Werkstätten/andere Bereiche: Holzwerkstatt, Apiarium (im Projekt Offshoots ist ein Unterprojekt zur Zucht und zum Erhalt der Art Apis mellifera mellifera angesiedelt, diese sog. Schwarze Honigbiene hat dichtere Behaarung und ist daher besonders gut an das kühle und feuchte nordenglische Klima angepasst), Holzkohleerzeugung, Baumschule, Schmiede, Lehmbau mit Ofen, Steinmauer zur Demonstration der traditionellen Kunst des Trockenmauerbaus.

Der Garten ist ein Lehrgarten, in dem alle diese Elemente die Funktion haben, das Konzept der Permakultur zu verdeutlichen, das geschieht über Schilder, die jeweils das Element erklären und erläutern, wie es jeweils die drei ethischen Grundprinzipien der Permakultur (Earth Care, People Care, Fair Share) erfüllt. Um Besucher, die noch nie etwas von Permakultur gehört haben, nicht abzuschrecken und um direkt Interesse zu wecken ist der Eingangsbereich in den Walled Garden als Sinnengarten gestaltet (mit duftenden, blühenden) und die ersten Beete sind in klassischer Kleingarten-Form angelegt, so dass BesucherInnen erkennen, was sie sehen und daran anknüpfen können.

Finanzielle Nachhaltigkeit – Beweisen, dass man von Permakultur leben kann.

Das Rückgrat des Projekts ist die Kooperation mit Groundwork, Verwaltung, Versicherung läuft über die Organisation und die Grundgehälter des Managers (Vollzeit) und der Gärtnerin (Teilzeit) werden getragen. Ebenso können Finanzierungslücken im Betrieb der Farm überbrückt werden. Ansonsten werden die ca. 120.000 £/Jahr, die der Betrieb des Projekts kostet, erwirtschaftet über

 

• Projekte im Projekt (Bienenzucht-Programm finanziert eine Stelle),

• Kurse (30% der Kursgebühren gehen für Verwaltung etc. an Groundwork),

• Honigernte,

• Cottongrass-Voranzucht zum Verkauf (zur Renaturierung des Moores),

• Jurtenverkauf,

• Planung und Betreuung ähnlicher Projekte („Franchise“),

• Trüffel-Anbau-Experiment in Kooperation mit einem lokalen Unternehmer.

 

Zur Zeit trägt sich Offshoots zu 60-70% selbst, die Tendenz ist positiv, dass das Projekt über die Einnahmen noch einen größeren Anteil der Ausgaben tragen kann. Die Tutoren, die Kurse geben und die Handwerker, die auf dem Gelände arbeiten, können über die freiberufliche Arbeit ebenfalls ihren Lebensunterhalt bzw. einen Teil davon bestreiten.

Anfangs haben die „Offshooter“ versucht, über Kompostproduktion Geld zu verdienen und mit der Verwertung des Komposts wieder Gemüse anzubauen um einkommensschwachen Familien Zugang zu frischem Bio-Gemüse zu ermöglichen. Wegen verschärfter Hygienevorschriften und Problemen beim Verkauf der Gemüsekisten (aufwendige Sonderwünsche, Beschwerden, wenn keine Erdbeeren im November,...) musste das aufgegeben werden.

 

Ein weiteres Fazit aus diesem Projekt war, dass das Gemüse nicht nur produziert, sondern auch vor Ort verarbeitet werden sollte, um einerseits flexibler zu sein (Haltbarkeit!) und die Gewinnspanne zu erhöhen. Als nächstes werden deshalb eine Produktions- und Lehrküche und ein „Farmladen" eingerichtet.

 

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Permaculture goes Europe –  Eine Weiterbildungsreise

Vom 17.–31. August 2012  fuhren StudentInnen der Permakultur-Akademie im Rahmen einer EU-geförderten Leonardo-da-Vinci-Mobilität nach England. 

 

In den ersten 3 Tagen besuchen wir einige der über 1500 Gartenprojekte, die es in London gibt, unter anderem: den Gründer der Bio-Müsli-Firma Alara, der die Randstreifen des Firmengeländes nach und nach in einen Permakulturgarten verwandelt, sogar eigenen Wein herstellt: Chateau Kings Cross; die Food-Gruppe der Transition-Town-Initiative des Stadtteils Belsize Park: die Salatgärten von Growing Communities, einem Sozialunternehmen, das mit einigen bezahlten Stellen und Freiwilligenarbeit eine Gemüsekiste für den Nordosten Londons anbietet; das Castle, ein ehemaliges Wasserwerk, das als Kletterhalle genutzt wird, rundherum wird Gemüse angebaut, das gleich im Café weiterverarbeitet und an die Kletterer verkauft wird.

 

Danach geht es weiter nach Wales - oh ja, dachten wir, auf’s Land! Ruhe, grüne Hügel, baden gehen... nach der Hitze und dem Lärm der Großstadt sehnten wir uns nach Ruhe und idyllischer Landschaft. Das bekamen wir auch: Der Coed Hills Rural Art Space, der die diesjährige britische Permaculture Convergence beherbergte, ist tatsächlich sehr schön gelegen. Jurten, Zelte und Hütten malerisch in Wäldchen und Gärten um eine alte Scheune herum verteilt.

Wir bekommen allerdings auch den walisischen Sommer zu spüren. Regen, Wind, empfindlich kältere Temperaturen als in London. Alle, die sich vorher gefragt hatten, warum sie eigentlich ihre Gummistiefel mitgeschleppt hatten, wussten nun warum! Und wohlgemerkt: wir hatten Glück mit dem Wetter! (Der Regen beschränkt sich nämlich auf Schauer und am Sonntag regnet es gar nicht.)

 

Vor der Convergence helfen wir beim Aufbau mit - mein absolutes Highlight der Reise war der Bau einer Tree-Bog Kompost-Toilette mit Simon Dale. Danach übernehmen wir Schichten beim Kaffeekochen, der Essensausgabe für die Teilnehmer und was sonst noch anfällt, besuchen Workshops und Vorträge, halten selbst welche, wärmen uns am Lagerfeuer, feiern.

 

Danach besuchen wir noch zwei weitere Orte: das LAND-Projekt* Country Sole, ein nachhaltiges Ferienhaus, und die Ragmans Lane Farm, bevor die Reise zu Ende geht. Aber eigentlich war es eher ein Anfang als ein Ende... Viele Türen sind für uns aufgegangen, Kontakte wurden geknüpft, Pläne geschmiedet und: die nächste Reise – also, Leonardo-da-Vinci-Mobilität meine ich – kommt bestimmt!

 

 

* LAND ist ein Akronym für Learning And Network Demonstration. LAND ist ein Projekt, welches ein öffentliche zugängliches landesweites Lern- und Vorzeige-Netzwerk aufbauen soll. Permakultur versteht man am besten in Aktion. Durch LAND wird die Permakultur weiter verbreitet und gewürdigt.

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Café Botanico - Vom Garten auf den Teller

Ein Paradiesgarten im Hinterhof - mit Café

Freunde erzählen von einem Café mit Permakulturgarten mitten in

Berlin. Das muss ich mir anschauen! Am Samstagabend gehen wir dort etwas essen – es gibt sehr leckeren Wildkräutersalat, Linseneintopf und Risotto. Am nächsten Tag komme ich noch einmal wieder, um mir bei der sonntäglichen Führung den Garten bei Tageslicht anzuschauen und mit dem Gärtner Martin Höfft zu sprechen.

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Hallo und herzlich Willkommen!

Mein Name ist Judith Henning und ich möchte auf dieser Seite über "Urbane Permakultur", schreiben - was das überhaupt ist, an welchen Projekten ich (mit-)gearbeitet habe, welche spannenden Ansätze mir in den letzten Jahren hier und anderswo begegnet sind und noch begegnen werden.

Foto: Amelie Hensel 2011
Foto: Amelie Hensel 2011

Mich interessieren dabei Philosophie und Pragmatismus, Gärtnern und technische Lösungen, Kunst und Handwerk.

 

Diese auf den ersten Blick wilde Mischung hängt mit meinem ebenfalls etwas ungewöhnlichen Lebenslauf zusammen: Ich bin Schuhmacherin, Historikerin mit Magisterexamen, Künstlerin und seit einigen Jahren auch Permakultur-Designerin.

 

Mit der Idee der Permakultur und der Transition-Town-Bewegung habe ich mich beschäftigt, weil es mir immer schwerer fiel, von den Nachrichten unberührt genug zu bleiben, um mein "normales Leben" weiterzuführen, in dem ich so tue, als ob mich das alles nichts angeht oder als ob es reichen würde, im Biomarkt einzukaufen, im Second-Hand-Laden zu shoppen und Energiesparlampen in die Fassungen zu schrauben. Ich denke, wenn wir den ökologischen und sozialen Katastrophen, die mit der Konsum- und Wegwerfkultur auf der Basis fossiler Rohstoffe einhergehen, entgegentreten wollen, ist mehr nötig.

 

Wir müssten aufhören, Teil des Problems zu sein und stattdessen Teil der Lösung werden.

 

Der Ausstieg in ein Projekt auf dem Land kommt für mich - zur Zeit - nicht in Frage. Und mich interessiert auch viel mehr, wie die Gegensätze "Stadt" und "Nachhaltigkeit" bzw. "Resilienz" zusammengedacht werden können und wie sinnvolle Verbindungen zwischen Elementen und intelligente, energieeffiziente Kreisläufe im urbanen Kontext aussehen können. 

 

Dieser Blog hier soll meine Gedanken-, Ideen- und Rezeptsammelstation für diesen interdisziplinären Versuch sein, und ich wünsche, dass es mir - und hoffentlich auch Euch - Orientierung und Inspiration gibt.

 

Viel Spaß!

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